Der goldene Knopf

 

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Der goldene Knopf

Es lebte einmal ein alter Mann mit seinem alten Weibe in einer schlechten Hütte; sie waren so arm, dass sie kein Ding von Wert zu eigen hatten außer einem goldenen Knopf, der sich auf der Spindel des Weibes befand.

Es war die Gewohnheit des Mannes, jeden Tag entweder zu jagen oder zu fischen, um den nötigen Lebensunterhalt für sie beide zu verschaffen. Nicht weit von der Hütte befand sich ein großer Hügel, von dem die Leute glaubten, dass sich darin ein Elb aufhalte, den man Kidhus nannte, und vor dem man sich gut in acht nehmen müsse. Einmal ging der Mann, wie gewöhnlich, auf die Jagd, das Weib aber saß ihrer Gewohnheit gemäß daheim. Da an diesem Tage schönes Wetter war, setzte sie sich mit ihrer Spindel ins Freie und spann eine Zeitlang an derselben. Da geschah es, dass der goldene Knopf von der Spindel fiel und so weit fortrollte, dass das Weib ihn aus den Augen verlor. Sie war darüber sehr unglücklich und suchte überall; aber es war alles umsonst; sie konnte den Knopf nirgends finden.

Als der Mann heimkam, erzählte sie ihm ihr Unglück; derselbe meinte, dass wohl Kidhus den Knopf genommen habe; es sehe ihm dies ganz ähnlich. Der Mann machte sich wieder auf, um fortzugehen, und sagte zu seinem Weibe, dass er zu Kidhus gehen und den Knopf zurückverlangen oder etwas anderes dafür begehren wolle. Das Weib machte große Augen, als es dies hörte. Der Mann aber ging nun fort und geraden Weges zum Hügel, in welchem Kidhus wohnte; er klopfte lange und stark mit einem dicken Stock an den Hügel. Endlich sagte Kidhus: »Wer klopft an mein Haus?« Der Alte antwortete:

»Der alte Mann ist's, der arme Tropf. Mein Weib möchte etwas haben für den Knopf.«

Kidhus fragte, was er für den Knopf haben wolle. Der Mann bat ihn um eine Kuh, welche zehn Maß Milch auf einmal gebe, und diese Bitte erfüllte ihm auch Kidhus. Hierauf brachte er die Kuh zu seinem Weibe.

Tags darauf, als das Weib die Kuh des Morgens und abends gemolken und alle ihre Kübel mit Milch angefüllt hatte, bekam sie Lust, einen Brei zu bereiten; da erinnerte sie sich aber, dass sie kein Mehl zum Brei habe. Sie ging zu ihrem Manne und sagte ihm, er möge wieder zu Kidhus gehen und ihn um Mehl bitten. Der Mann begab sich nun abermals zu Kidhus und klopfte wie früher mit dem Stocke an den Hügel. Da sagte Kidhus: »Wer klopft an mein Haus?« Der Alte antwortete:

»Der alte Mann ist's, der arme Tropf. Mein Weib möchte etwas haben für den Knopf.«

Kidhus fragte ihn, was er haben wolle. Der Mann bat ihn, er möge ihm etwas Mehl in den Topf geben, da sein Weib gerne ein wenig Brei kochen wolle. Kidhus gab dem Manne eine Tonne voll Mehl, welche derselbe nach Hause brachte, und sein Weib bereitete den Brei. Als der Brei gekocht war, setzten sie sich dazu, der Mann und das Weib, und aßen von demselben. Als sie sich satt gegessen hatten, war noch eine Menge übrig in der Schüssel. Da begannen sie nachzudenken, was sie mit dem Übriggebliebenen anfangen sollten. Es schien ihnen am besten, dasselbe der Heiligen Jungfrau Maria zu bringen. Aber sie sahen bald ein, dass es keine leichte Sache sei, da hinauf zu laufen, wo sie war. Sie beschlossen daher, Kidhus um eine Leiter zu bitten, welche bis in den Himmel reichte, und meinten, dass dies nicht zu viel verlangt sei für den Knopf.

Der Alte ging nun wieder fort und klopfte bei Kidhus an den Hügel. Kidhus fragte wie früher: »Wer klopft an mein Haus?« Der Mann antwortete wieder:

»Der alte Mann ist's, der arme Tropf. Mein Weib möchte etwas haben für den Knopf.«

Nun wurde Kidhus aufgebracht und sagte: »Ist denn der mistige Knopf noch immer nicht bezahlt?«Der Mann aber bat ihn nur um so dringender und sagte, dass er seiner heiligen Maria die Überreste des Breies bringen wolle. Kidhus ließ sich endlich bewegen, gab ihm die Leiter und richtete sie für ihn auf. Der Mann war darüber sehr erfreut und kehrte mit dem Bescheide heim zu seinem Weibe. Sie machten sich nun schnell reisefertig und nahmen die Breischüsseln mit. Als sie aber ein gutes Stück auf der Leiter emporgestiegen waren, wurden sie vom Schwindel erfasst. Sie verloren das Gleichgewicht, so dass sie von der Leiter herabfielen und sich im Sturze die Köpfe zerschlugen.

Das Gehirn und der Brei flogen in die ganze Welt hinaus; wo aber die Gehirnteile der beiden Leute auf die Steine niederfielen, bekamen diese weiße Flecken, und wo die Breiklümpchen auf dieselben fielen, entstanden gelbe Flecken. Noch heutzutage kann man diese zwei Arten von Flecken auf den Steinen sehen.